1911 In der jetzigen Gönninger Straße 112 entsteht eine 49 qm große Feldscheuer. Der Eigentümer ist ein Milchlieferant. Die Straße heißt damals noch Vicinalweg 2. Ringsherum gab es nur Felder und Wiesen.
1913 Erweiterung durch den Anbau des 49qm großen Stalls. Das Gebäude wird jedoch nie als Bauernhaus genutzt.
1919 Erneute Erweiterung durch den Anbau des ca. 107 qm Wohnhauses.
1955 Verkauf des Hauses an einen Pfullinger Gewerbetreibenden. Dieser vermietet die Wohnungen an mehrere Familien und Einzelpersonen. Die meisten sind sogenannte Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter aus Italien. Viele arbeiten in der gegenüberliegenden Textilfabrik Böhmler. Die Scheune wird zunächst für einen Gemüsehandel und später als Autowerkstatt genutzt. Der Garten wird weiter wie in den Jahrzenten davor als Gemüsegarten genutzt.
1992 Nach einem Brand in der Küche ziehen die damaligen Mieterinnen und Mieter aus. Das Haus ist in einem sehr schlechten Zustand. Es wird eine Abbruchgenehmigung für das Haus beantragt und auch erteilt.
1993 Peter Kramer kauft das Haus. Er will zunächst nur verhindern, dass das Grundstück verkauft und ein größerer Neubau vor seinem eigenen Wohnhaus entstehen kann. Dieses steht direkt hinter dem alten Bauernhaus in der Gönninger Straße 112/4. In den folgenden Jahren renoviert Peter Kramer unter Mithilfe vieler Freunde und Bekannte das Haus. Er beginnt damit, das Dach neu zu decken, setzt neue Fenster ein und legt neue Strom- sowie Wasserleitungen.
2000 Peter Kramer baut hinter dem Haus eine Carport-Überdachung. Diese Überdachung verbindet das Bauernhaus mit dem angrenzenden Garten seines Wohnhauses welches dahinter liegt. In den folgenden Jahren gestaltet er das Haus kreativ und schafft viele Skulpturen und Installationen im Garten des Anwesens in der Gönninger Str. 112.
2010 Peter Kramer stirbt und hinterlässt seinen beiden Kindern die beiden Häuser. Die beiden einigen sich schnell: Thomas Kramer übernimmt das Wohngebäude in der Gönninger Straße 112/4 und Sabine Kramer übernimmt das Haus seines Schaffens in der Gönninger Straße 112.
2012 Mit den Überlegungen der weiteren Nutzung des Hauses finden erste Erkundungen statt. Was ist das besondere an dem Haus? Es entsteht ein Erkundungs-Film über die Sicht von verschiedenen Personen auf Peter Kramer und das Haus. Erste Veranstaltungen finden statt mit dem Titel „isch des Kunscht odr ka des weg“ statt? (ist das Kunst oder kann das weg?).
2013 Mit finanzieller Unterstützung des Biospärengebietes Schwäbische Alb entsteht eine Konzeption für die Nutzung des Bauernhauses als Kulturbetrieb für andere Perspektiven. Es gibt Probeveranstaltungen und geführte Rundgänge durch das Haus. Die Agentur für unschätzbare Werte wird von Harald Sickinger gegründet – Diese hat ihren Sitz im Schaffwerk. Der Kulturbetrieb wird nun über diese gemeinnützige Gesellschaft organisiert und gesteuert.
2014 Eine Nutzungsänderung für einen Seminarbetrieb für bis zu 30 Personen wird erteilt. Ein Seminarraum mit Ausstellungstellwänden wird eingerichtet. Intensive Öffentlichkeitsarbeit und Werbung: Eine Informationstafel wird aufgestellt, eine Website wird aufgebaut und eine Broschüre gedruckt.
Von 2015 – 2018 geht die Agentur für unschätzbare Werte in Kooperation mit dem Projekt Kultur ohne Ausnahme der Frage nach, wie möglichst alle Bürger*innen ihre Interessen und Talente im Kulturleben verwirklichen können. Dabei arbeiteten Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Fähigkeiten zusammen und viele der Aktivitäten und Aktionsforschungen finden im Schaffwerk statt und tragen dazu bei, dass der Kulturbetrieb sich weiter entwickelt.
Von April 2018 – März 2021 unternimmt die Agentur für unschätzbare Werte in Kooperation mit dem Schaffwerk, dem Kunstmuseum Reutlingen und dem Kulturzentrum franz.K . mit dem Projekt ANDERE PERSPEKTIVEN!? eine Expedition zur Aussicht auf ein gutes Leben. Das Projekt wird von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. Viele der Erkundungen und Aktionen finden im Schaffwerk statt, aber auch unzählige darüber hinaus im Biosphärengebiet Schwäbische Alb und im Raum Neckar-Alb.
In dem Projekt geht es um die Erkundung und Entwicklung guter Rahmenbedingungen und wertschätzender Perspektiven für ALLE Menschen, also auch jene Menschen die in unserer Gesellschaft durch unangemessene Wertvorstellungen entwertet oder behindert werden. Viele wunderbare Unternehmungen, Aktivitäten, Gesprächsrunden mit den Aktionsforschern finden in dieser Zeit im Schaffwerk statt und haben dieses belebt und damit den Kulturbetrieb für andere Perspektiven weiterentwickelt.
Im Februar 2020 präsentiert die Agentur für unschätzbare Werte in Zusammenarbeit mit dem Kulturbetrieb Schaffwerk, dem Kulturzentrum franz.K und dem Kunstmuseum Reutlingen einen Aktions-Forschungs-Film und eine Ausstellung. Die Veranstaltung hat den Titel Dem Erinnern Raum geben und findet im franz.K in Reutlingen statt. Ausgehend von einer Geschichte, auf die wir in dem alten Haus in der Gönninger Straße gestoßen sind, werden bei dieser Veranstaltung ausgewählte Aktions-Forschungs-Erfahrungen vor- und viele Fragen in den Raum gestellt. Die Veranstaltung ist mit knapp Hundert Gästen sehr gut besucht und es kommt zu einer regen Auseinandersetzung mit dem Thema. Teile der Ausstellung sind nun im Schaffwerk besichtbar.
In den Jahren 2013 – 2019 finden in den Sommermonaten regelmäßig Veranstaltungen durch das Haus, teilweise mit Bewirtung mit Kaffee und Kuchen, statt: „Isch des Kunscht odr ka des weg?“, „Sagenhafte Rundführungen“, „Isch des Kunscht odr was hat au des für´n Wert?“ „Das Haus der unschätzbaren Werte“, sind die Titel der Veranstaltungen. Entwickelt und durchgeführt werden die Veranstaltungen von Harald Sickinger, Sabine Kramer und weiteren Beteiligten.
Durch eine Organisationsveränderung ist die Agentur für unschätzbare Werte seit 2020 nicht mehr die Trägerin des Kulturbetriebes; Sie bleibt aber weiterhin wichtiger Kooperationspartner des Schaffwerks.
Was zählt? – Eine Frage steht im Raum ist der Titel des jüngsten Projektes der Agentur für unschätzbare Werte mit der sie von April bis September 2021 einen Bildungsprozess der etwas anderen Art anregen möchte. Es beginnt beim Mittelpunkt der Erde im Schaffwerk … Gefördert wird dieses Projekt vom Fonds Soziokultur.
Am 22.09.21 findet im franz.K die Abschlussveranstaltung statt.
Bedingt durch Corona konnten in den Jahren 2020 und 2021 keine öffentlichen Veranstaltungen im Schaffwerk stattfinden.
Für 2022 hoffen wir auf bessere Zeiten.